ESC – Gewinner und Verlierer

Gestern lief ja der deutsche Vorentscheid zum ESC 2017. Ich hab so halb mitgeschaut, während ich auch über andere Wege mit der Band, in der ich spiele, gesprochen hab. Da kam dann irgendwann der Witz auf, dass wir unsere Sängerin ja mal da hin schicken könnten – denn, wie sie selbst geschrieben hat: „Auch als letzter Platz wird man oft erwähnt“.

Da kam ich ein wenig ins Grübeln. Ja klar, auch der ESC bekommt immer mehr dieses Image einer großen europäischen Casting-Show, aber es haftet doch immer noch ein wenig mehr glamour daran. Bei sonstigen Casting-Shows wundert es keinen mehr, wenn man spätestens 1,5 Jahre nach der jeweiligen Show nichts mehr von den Gewinnern hört. Aber was ist denn mit dem ESC? Gibt es da vielleicht doch bekannteres? Oder zumindest die bekannteren Verlierer?

Ich hab mal angefangen, was die Gewinner des ESC betrifft. Die Aufzeichnungen gehen bis 1956 zurück. Wollen wir doch gleich mal schauen – wer könnte sich da noch daran erinnern? Eine gewisse Lys Assia mit dem Titel „Refrain“ hat damals gewonnen. In deren Live-Konzerte sah man als Gäste auch den ägyptischen König Faruk, die argentinische Präsidenten-Gattin Eva Perón und Queen Elisabeth II. Das klingt zwar nach großer Klasse, aber der Song scheint nicht mehrere Generationen überdauert zu haben. Schauen wir also mal weiter. Das nächste Jahr, in dem wir sowas wir einen größeren Star haben, ist 1966. Da hat Udo Jürgens mit „Merci Cherie“ den ersten Platz belegt. Auch wenn nun sicherlich bei den wenigsten der Song direkt im Ohr sein dürfte – Udo Jürgens kennt man. Oder sollte man zumindest, schließlich ist er einer dieser Musiker, die Jahrzehnte überlebt hat und sich damit wohl einen Platz oben in der Musik-Geschichte verdient hat. Dann kommt 1974 „Waterloo“ von Abba. Dazu ist lediglich noch zu sagen, dass Abba sicherlich auch ganz oben sind – auch die haben sehr lange sehr viele Hits geschrieben. 1982 kommt dann etwas, was zumindest hierzulande noch bekannt sein sollte. Na? Natürlich Nicole mit „Ein bisschen Frieden“. Ja, die fällt in unserer Auflistung ein wenig raus, weil natürlich sicherlich hauptsächlich nationaler Erfolg gewunken hat, aber trotzdem darf sie hier nicht fehlen – zumal der Song sehr oft (in völlig verschiedenen Versionen) nachgespielt wurde. Da ist es eigentlich fast schon traurig, dass mir ausgerechnet nur verblödelte Versionen wie von Otto einfallen, denn letztendlich hat das Original ja doch einen ernsthaften Hintergrund.

Danach sind eigentlich nur noch 2 Gewinner nennenswert. 2006 die Band Lordi mit dem Titel „Hard Rock Hallelujah“, weil die weder musikalisch noch optisch eigentlich reingepasst haben. Unabhängig von meinem persönlichem Musikgeschmack fand ich das damals super, weil das für mich ein wenig Humor in die festgefahrene Veranstaltung ESC gebracht hat. Und dann 2010 „Satellite“ von Lena. Nun ja, auch hier wieder eher national, aber gut, darf man wohl mal mit aufnehmen.

Macht unterm Strich einen ganz großen Namen bei den Gewinnern und 4 andere, über die man in der Auflistung stolpert, weil die einem doch irgendwas sagen. Und jetzt schauen wir mal bei den Verlierern vorbei.

Schon im ersten Jahr, nämlich 1956, lese ich, dass Deutschland 0 Punkte bekommen hat. Damals ist Freddy Quinn angetreten ist, mit dem Titel „So geht das jede Nacht“. Ob das wohl so eine Art Vorschau für Deutschland für die kommenden Jahre war? Egal, Freddy Quinn kennt man – zumindest vom Namen her. Zumindest sein „Junge komm bald wieder“ dürfte wohl bekannter sein. Aber dann wird’s auch da eher dünn, etwas rauszubekommen. Auch übers Internet, was wohl daran liegt, dass wir erst seit kürzerer Zeit verlässliche Aufzeichnungen vom ESC haben. Die anderen sind irgendwo sicherlich vorhanden, aber nicht einfach über heutige Medien abgreifbar. Ja: Wo Deutschland insgesamt lag, ist einfach rauszufinden, aber das interessiert uns nicht. Also schauen wir mal nach Skandalen. Da ist mir vor allem einer aufgefallen: 1974 war ein Song das Startsignal für die portugiesische Nelkenrevolution – sowas hat doch große Bedeutung. Da kann man glatt vergessen, dass es bei ESC ja an sich um was anderes geht.

Aber dann wird’s schwierig, etwas rauszubekommen über die negativen Seiten der Veranstaltung. Unterm Strich bleibt also eigentlich nur, dass es sich doch um nichts spezielles handelt. Schließlich bleibt (bis auf das mit 1974 und Abba) nichts, was die Sache von anderen abheben würde. Insofern lässt man das ganze einfach das sein, was es ist: Unterhaltung fürs Volk. Wobei: Geht es im Grund nicht genau darum? Aber darüber sollen sich mal andere den Kopf zerbrechen. Ich spiele ja nur.