Hallo,
auf der Website vom LHC heißt es: „Wie ist unsere Welt aufgebaut? Und was hält sie im Innersten zusammen? Dies sind grundlegende Fragen, die Physikerinnen und Physiker interessieren.“
Nun ist es sicherlich durchaus interessant, sich ein paar Dinge erklären zu können. Ob nun die Existenz eines Higgs-Boson dazu gehört, sollte man diskutieren dürfen.
Generell ist es ja durchaus gut, dass der Mensch neugierig und interessiert ist – das ist wohl eines der Kräfte, die uns alle am Laufen hält. Sollten wir uns selbst bremsen, stagnieren wir ja auch in der Entwicklung – und damit auch im Fortbestand. Ein Läufer, der stehenbleibt, hat letztlich auch seine eigene Existenz dementiert und sich selbst damit überflüssig gemacht. Nur fehlt dieser Betrachtung wohl die Zielrichtung. Um bei dem Läufer zu bleiben: Viele davon haben ja kein örtliches Ziel (obwohl, später daheim unter der Dusche zu stehen, ist sicherlich auch keine schlechte Idee). Dem Läufer geht es ja um die Zielwirkung des Laufens per se: Sie erhält den Läufer am Leben, idealerweise verlängert er ja dieses sogar. Er lebt gesund, macht was für sich. Wie ist das nun mit dem LHC? Auch der Teilchenbeschleuniger hat sein Ziel in sich selbst: Er erzielt Ergebnisse, die ein besseres Verständnis der Entwicklung geben. Nur: Der LHC selbst sorgt weder für eine Verbesserung für sich selbst wie der Läufer noch hat er zur Folge, dass einer der Menschen, die an der Bedienung oder Konstruktion beteiligt sind, direkt einen Vorteil draus ziehen.
Versteht mich bitte nicht falsch: Ich finde es gut, dass Menschen neugierig sind. Nur finde ich, darf und muss man manchmal einen Schritt weiter denken. Ich habe neulich einen Bekannten gefragt, was wohl der Mehrwert ist, wenn wir wissen, wie ein Urknall genau entstanden ist. Die Antwort war sinngemäß, dass es um die Neugierde der Menschheit geht. Und genau da sehe ich einen Diskussionspunkt: Die Neugierde sollte letztendlich auch zielgerichtet sein. Wenn ich am Ende weiß, wie der Urknall entstanden ist, aber dadurch sich mein eigenes Leben nicht ändert, dann stellt sich für mich die Frage, was unterm Strich rausgekommen ist. Klar: Die Neugierde ist befriedigt. Aber das birgt auch einiges an negativen Seiten in sich, denn: Wenn ich nur ein Gefühl befriedigt habe, ohne dadurch für mich negative oder positive Konsequenzen rausziehen zu können, dann hat das für mich was von reinem Egoismus der Menschen. Und so verhält es sich auch für solche Konstruktionen wie den LHC: Wir erfüllen uns damit den egoistischen Wunsch, uns selbst erklären zu können. Das ist einerseits von der religiösen Seite sicherlich diskussionswürdig, aber vom reinen Ergebnis betrachtet: Wollen wir uns damit einmal mehr selbst die Bestätigung als „Krone der Schöpfung“ verleihen? Einzig und allein das Gegenteilige Ergebnis wäre hilfreich: Wenn wir selbst erkennen würden, dass wir eben nicht ganz oben an der Spitze stehen. Das wäre ernüchternd – genauso, als würden die Forscher endlich die letzte Frage mit dem Teilchenbeschleuniger beantwortet haben und dann dastehen mit der Frage: „Und was nun?“.
Ich lade gerne den einen oder anderen dieser Forscher danach auf ein Bierchen in die Kneipe ein – dort, wo der Urknall keine Bedeutung hat, sondern nur das gute menschliche Zusammenleben. Prost!